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Ein Südseetörn – Ein Südseetraum

Ein Törnbericht

Traum eines jeden Seglers ist wohl ein Törn in der Südsee und diesen Traum haben Regine und ich uns im März 2008 gegönnt. Auch hierüber wird es einen Roman geben, aber bis es soweit ist, gibt es hier schön mal einen ganz realen Bericht, den ich für unsere Vereinszeitschrift geschrieben habe:

„Kreuz im Süden „

Als Regine, meine Lebensgefährtin und Segelkumpel und ich im Januar in der Ostfriesenzeitung einen Beitrag über das fünfzigjährige Jubiläum des Yachtclubs Aurich lasen, da war uns schlagartig klar: Das ist es, da sollten wir uns mal melden.

Wir hatten unser Schiff, mit dem wir viele Jahre gemeinsam durch das Mittelmeer gesegelt waren, vor einigen Monaten verkauft und waren nun auf der Suche nach einer neuen „seglerischen Heimat“. Das Mittelmeer war uns zu übervölkert, zu laut und zu teuer geworden. Wir wollten segeln, in ruhigen Buchten ankern, etwas vom Land sehen und nicht in fast jeder Marina Party feiern müssen.

In Ostfriesland habe ich mit meiner ersten selbstgebauten Jolle segeln gelernt und da wollte ich auch wieder hin. Zunächst zwar nur mit einem Paddelboot, dessen Riss schon seit über 40 Jahren in meinem Kopf existierte und das nun endlich einmal im zur Werft umfunktionierten Wintergarten realisiert wurde. Aber die Gemeinschaft mit anderen Seglern sollte auch nicht fehlen und so nahmen wir schnell mit dem Yachtclub Aurich Kontakt auf. Das klappte hervorragend, Rainer Goetsch gab uns erste Informationen, zeigte das Gelände und versprach, auch noch für das Paddelboot einen Platz zu finden. Schon waren wir Mitglieder geworden und nahmen die Autoaufkleber und einen Vereinstander in Empfang.

Was macht man nun mit so einem Vereinsstander, wenn das Paddelboot keine Backbordsaling hat, an der man sie hissen könnte? Wir hatten schon seit einiger Zeit einen Segeltörn in der Südsee geplant, den wollten wir nun realisieren und der Stander sollte dabei sein. Segeln in der Südsee, das war auch so ein Jugendtraum und ich glaube nicht nur von mir. Wer hat nicht als Kind die Bücher von Joseph Conrad, Captain William Bligh und seine Meuterei auf der Bounty oder über die Reisen von James Cook und später die Berichte von Bobby Schenk, Wilfried Erdmann, Eric Hiscock und den vielen anderen Weltumseglern gelesen? Tahiti, Moorea, Papeete, Raiatea, Huahine und Bora Bora: Allein der Klang dieser Namen weckt Sehnsüchte.

Dort also wollten wir einmal segeln und sei auch nur für einige Wochen mit einem Charterschiff. Standesgemäß hätte man ja auf eigenem Kiel dort anreisen müssen, uns haben aber die langen, eintönigen Strecken über den Atlantik und den Pazifischen Ozean abgeschreckt. Mal abgesehen von dem Zeitaufwand. So also stiegen wir Mitte März in Bremen in den Flieger und nach ein paar mal umsteigen in Paris, Los Angeles und Papeete kamen wir etwa 36 Stunden später auf dem kleinen Flughafen auf Raiatea an und wurden artig von einem Mädel von der Charterbasis „Sunsail“ begrüßt und mit Blumenkränzen geschmückt. Zu Zeiten von Käpt’n Cook wäre dieses Mädchen ja barbrüstig und ansonsten nur mit einem Bananenröckchen bekleidet gewesen, aber das ist leider inzwischen ein wenig aus der Mode gekommen. Blumen und Busen waren im Moment aber auch nicht mein Hauptinteresse, viel wichtiger schien es uns, bald unser Schiff zu sehen: Wie ist es in Schuss, funktioniert alles, wie schnell werden wir damit vertraut oder auf was haben wir uns da mal wieder eingelassen?

Nun, kaum ein Schiff ist vollkommen mängelfrei, ständig muss geschraubt und repariert werden, das ist normal für uns. Aber von unserem „Premium“ Schiff, einer Beneteau 34, hatten wir schon eine etwas fachmännischere Wartung erwartet. Es wurde uns als besonders gut ausgestattet und maximal zwei Jahre alt angepriesen. Schon bei der ersten Inspektion waren die Mängel unübersehbar: In der Bilge stand Wasser (später haben wir festgestellt, dass der Kühlwasserschlauch des Motors gerissen war), die Toilette leckte und quietschte bei jeden Abpumpen, der Kartenplotter funktionierte nicht, die Ösen zum Festzurren des Biminitopps waren teilweise ausgerissen, das Unterwasserschiff hatte schon längere Zeit kein Antifouling mehr gesehen und am Steven befanden sich viele Löcher bis tief in das Glasfasergewebe hinein, offenbar haben frühere Crews hart mit dem Anker kämpfen müssen. Ankerkette gab es nur 40 Meter, das Motoröl war schwarz und der Impeller der Logge war mit Kalk und kleinen Tierchen festgesetzt! Es dauert einen Tag, bis die wichtigsten Mängel behoben waren und wir mit einem einigermaßen guten Gefühl die vorhandenen drei Leinen loswerfen konnten. Immerhin wollten wir ja mitten im Pazifik segeln und da hatten wir schon etwas Respekt, auch wenn die „Inseln unter dem Wind“, unser Revier, nur jeweils 20 bis 30 Meilen voneinander entfernt waren.

Auf dem Flug von Papeete nach Raiatea hatten wir uns schon etwas mit der Geografie vertraut gemacht und vor allen Dingen die Vielfalt der Farben bewundert, mit denen das Meer sich im Sonnenlicht präsentieren kann, vom Schiff aus sieht das alles noch wieder ganz anders aus. Die Inseln sind alle vulkanischen Ursprungs und durch Hebungen und Senkungen entstanden. Sie bestehen meist aus einem oder mehreren Berggipfel, die einige hundert Meter hoch sind. Darum herum befindet sich das Atoll, also eine ringförmige Insel aus Fels und Kalkablagerungen, das die Lagune bildet. Diese Lagune kann einen Durchmesser bis zu 40 Meilen haben, manchmal umschließt es auch zwei oder mehrere Inseln. Innerhalb der Lagunen ist das Wasser relativ flach, zwischen null und 50 Metern haben wir gemessen und außerhalb der Lagune, also im Pazifik, wird es dann sehr schnell sehr tief, bis zu einigen Tausend Metern geht es steil nach unten.

Aber man muss ja erst einmal aus der Lagune heraus- und hereinkommen und diese sogenannten Passagen waren früher sehr gefürchtet: Nur bei hohem Sonnenstand soll man sie passieren, hatten wir gelesen, um die Schattierungen des Wassers genau beobachten zu können um daraus auf die Wassertiefe zu schließen. Ein Ausguck sollte oben im Mast sein und bei viel Wind und Seegang sollte man das Ganze am besten sowieso vergessen. Nun, seit Käpt’n Cook hat sich nicht nur die Mode verändert, auch navigatorisch hat sich einiges getan. Regine musste also nicht in den Mast. Die Fahrrinnen innerhalb der Lagunen sind genau vermessen und betonnt: eine rote Bake mit einem Quadrat oben befindet sich immer inselseitig, eine grüne Bake mit einem Kegel seeseitig. Im Prinzip einfach, wie im Wattenmeer, zumindest wenn man die Baken sieht und die Sonne einen nicht blendet. Und das Ganze ist auch ordentlich in den Seekarten und damit auch im Kartenplotter vermerkt. Und flache Stellen kann man oft schon daran erkennen, weil dort Perlenzüchter ihre Hütten ins Wasser gebaut haben. Die schwarzen Zuchtperlen sind neben dem Vanilleanbau eine Spezialität der Gesellschaftsinseln.

Unser erster Törn hat uns dann auch etwas Lagunenerfahrung beschert: Aus der Marina heraus, am Flugplatz vorbei (immer schön Abstand haltend, damit sich die kleinen Inselhopper beim Anflug nicht im Mast verheddern) und in den nächsten Ort, Uturoa. Dort gab es einen Supermarkt mit Anleger und auch sonst alles, was man so braucht. Viele Flaschen mit Trinkwasser haben wir gebunkert sowie Gin und Indian Tonic Water gegen Skorbut, Malariaanfälle und Wadenkrämpfe. Für den tropischen Sundowner ist der auch hervorragend geeignet. Natürlich gab es auch frisches Obst und Gemüse: Limetten, frische Kokosnüsse, Papaya, Rambutan (Lychees) und Ananas… Man weiß ja nicht, was so kommt.

Für die erste Nacht hatte uns die Basis eine Bucht mit Mooringbojen an der Ostseite von Raiatea genau gegenüber der Passage „Irihu“ vorgeschlagen und dort haben wir dann auch friedlich gelegen und uns über die Sonne und das warme Wasser (30°C) gefreut. Bis Mitternacht jedenfalls, da frischte der Ostwind nämlich auf und brachte reichlich Schwall aus dem Pazifik durch die Passage und in unsere Bucht. Gleich nach Sonnenaufwand hatten wir genug von der Schaukelei und sind los, Richtung Huahine. Die Passage war trotz des Gegenlichts leicht gefunden, aber kaum waren wir durch, passierten zwei Dinge gleichzeitig: Wellen von 2 bis 3 Metern Höhe standen vor unserem Bug und die Wassertiefe fiel rapide ab, so schnell, dass unser Echolot kein Signal mehr bekam, total verwirrt war und wohl aus lauter Verzweiflung Wassertiefen zwischen 2 und 5 Metern anzeigte. Sollten wir das glauben? Ein Riff, das wir übersehen haben? Dann wäre allerdings Gefahr im Verzug! Anderseits glaubten wir unsere Position sowohl terrestrisch wie auch mit dem GPS genau bestimmt zu haben und da wo wir waren, sollte die Wassertiefe laut Seekarte über 1000 Meter betragen. Technik spinnt meistens, war unser Kommentar, wir glaubten mal unseren eigenen Augen und der Seekarte. Also weiter, ostwärts! Technik ersetzt eben nicht das eigenständige Denken.

Huahine war klar zu erkennen, zumindest die riesige Wolke, die genau darüber stand. Das hatten wir ja auch gelesen, eine Insel erkennt man immer zuerst an den Wolken. Also alles in Ordnung: Ein klares Ziel, die Sonne schien, wir waren auf dem Wasser und konnten barfuss segeln. Nur die Welle, angenehm war die nicht für unser 34 Fuß langes Schiffchen. Der Wind kam mit schwächelnden 10 Knoten direkt von vorn, zu wenig um anständig aufzukreuzen und Huahine noch vor der Abenddämmerung zu erreichen. Also Motor anlassen, Segel wieder runter und durch! 30 Meilen und sieben Stunden später waren wir dann da. Die südliche Passage „Avapehi“ hatten wir gewählt und auch problemlos gefunden. Geradewegs durch, Ruder fest im Griff und Seezeichen und Kartenplotter klar im Auge und dann waren wir drin in der Lagune. Ein Ankerplatz war bald gefunden, der Grund bestand aus Sand mit Steinen, der Anker hielt auch einem Belastungsversuch stand (Rückwärtsfahrt mit 2000 U/min) und somit war alles klar für einen Sundowner, einem leckeren, selbst zubereiteten Abendessen und einer ruhigen Nacht.

Zwischendurch müsste mal etwas zum Wetter in der Südsee gesagt werden. Um es kurz zu machen: Es ist wie in Ostfriesland, nur 20 °C wärmer und es gibt keine Tiefs und Hochs die sich jagen! Der Luftdruck pendelt immer um die 995 Hektopascal herum. Aber sonst: Es weht fast immer Wind und es regnet auch nicht zu knapp, also genau so wie wir es kennen. Auf der Ostseite der Inseln staut sich der Wind und ist weniger spürbar. Er wird dann über die Gipfel gehievt, die Luft kühlt sich ab und stürzt auf der anderen Seite mit Macht den Berg herab. Typische Fallböen, die auf der Westseite dann oft unangenehm werden, wenn man im offenen Cockpit ohne Sprayhood sitzt. Der Regen kommt oft und unverhofft, riesige Wolkenberge türmen sich innerhalb von Minuten auf, so dass jeder Nord- oder Ostseesegler sein Schiff auf der Stelle sturmfest machen und mit dem Schlimmsten rechnen würde. Dann kommen ein paar Regentropfen, und die Wolke verschwindet wieder. Oder aber, es kommen nicht nur ein paar Tropfen, sondern gleich eine ganze Sintflut, begleitet von heftigen Windböen. Da hilft dann auch kein Ölzeug, abgesehen davon, dass dies bei 30°C auch nicht angenehm ist, man wird dann erst recht von innen nass, nur anders. So eine Regendusche macht aber nichts, denn nach spätestens 15 Minuten ist der Schauer vorbei, man fühlt sich erfrischt und die Sonne hat die ohnehin leichte Bekleidung innerhalb von Minuten wieder getrocknet. Da bleibt einem das Duschen und Wäschewaschen komplett erspart. Dies wirkt sich auch positiv auf den Anfall von Schmutzwäsche aus. Zuhause war die Urlaubswäsche schnell fertig.

Die Fallwinde bekamen wir in der Nacht heftig zu spüren und zu hören. Da wir unseren Anker aber ordentlich eingefahren hatten und in Lee der Insel sich auch kaum Welle aufbauen konnte, schwojte das Schiff zwar heftig, blieb ansonsten aber ruhig liegen. Ein gelegentlicher Blick aus der Koje um festzustellen, das Ufer, Berge und das Atoll sich immer noch an der gleichen Stelle befanden, ließ uns jeweils ruhig weiterschlafen.

Das Ankeraufmanöver am nächsten Morgen gestaltete sich etwas schwierig, hatte sich doch die Ankerkette beim Schwojen um einen soliden Stein gewickelt und der wollte partout nicht mit nach oben. Also fuhren wir das Schiff in anderer Richtung ein paar Mal um den Stein herum und schon war die Kette wieder frei und bald im Ankerkasten. Weiter zur nächsten Bucht, ein paar Tage wollten wir Huahine noch genießen und kennen lernen.

Ich schrieb oben, die Navigation in der Lagune sei einfach, wenn man die Baken sieht. Was macht man aber, wenn man sich im etwa 50 Meter breiten Fahrwasser befindet, das sich wild nach rechts und links schlängelt, plötzlich eine Sintflut herunterstützt und heftiger Wind mit etwa 45 Knoten einsetzt, der den Regen waagrecht vorbeifließen lässt? Kaum konnte man die Hand vor den Augen sehen, geschweige denn eine Bake oder ein anderes terrestrisches Merkmal. Ankern wäre keine Lösung gewesen, bei 50 Metern Wassertiefe und 40 Metern Kette plus etwas Trosse. Zum Glück hatten wir uns schon etwas an den Kartenplotter gewöhnt und haben ihm blind vertraut. Langsame Fahrt, damit das Schiff noch auf das Ruder reagiert, aber der Schaden nicht zu heftig wird für den Fall, dass sich ein paar Untiefen anschleichen würden. Das blinde Vertrauen hat sich ausgezahlt, Technik ist ja nicht nur was Schlechtes, und als dann der Regen vorbei war, befanden wir uns mitten in der anvisierten Bucht an der Südseite von Huahine.

Die nächsten Tage brachten uns dann nach Taha’a, einer Insel im gleichen Atoll wie Raiatea und weiter gen Westen nach Bora Bora. „Bora Bora, Tahiti hey!“ Das sollte die richtige Kulisse für ein Foto mit dem Vereinsstander im Vordergrund und den beiden typischen Gipfeln von Bora Bora sein.

Bora Bora lag westlich, Wind und Welle kamen also von achtern, theoretisch. Das mit dem Wind stimmt, aber die Welle folgt dort eigenen Gesetzen. Es ist ja meistens keine Windwelle, sondern sie kommt von irgendwoher aus den Weiten des Pazifiks. Nicht unbedingt daher, wo auch der Wind herkommt. Daraus entsteht dann ein Gemenge von bewegtem Wasser, das keiner klaren Richtung und keinem Rhythmus folgt. In der Nordsee weiß man, der Wind kommt vierkant von vorn, meistens jedenfalls, die Welle auch, der Bug schlägt hart ins Wellental um sich dann mit viel Gischt daraus zu erheben. Sechs mal geht das so, die siebente Welle ist meistens etwas stärker, man wird etwas nässer und dann folgt wieder der normale Rhythmus. Aber hier wuselt der Wind mal wieder so mit 10 Knoten herum, die Welle macht was sie will und das Schiff taumelt von einer Seite auf die andere, kriegt die Welle mal von Backbord, mal von Steuerbord. Beruhigend war in diesem Fall nur, dass alles etwas mehr von achtern kommt und somit erträglicher ist. Und voraus lag Bora Bora, seit Tony Marshall „die Trauminsel“ schlechthin.

Bora Bora muss man erlebt haben: Der Hauptort, Vaitape, entpuppte sich als völlig reizloses Dorf, im Hafen ein Anleger mit einigen Fähren, einem heruntergekommenen Segelschiff und vielen, lauten, meistens dicken Menschen auf dem Kai. Wo sind die Südseeschönheiten? Geklaut werden soll hier auch, schreibt der Reiseführer: Dinghi und Außenborder sollten unbedingt mit Schlössern und Stahlseilen beim Landgang gesichert werden. Irgendwo war eine Baracke zu sehen, an der „Cafè“ stand, einladend sah das aber nicht aus. Eine Tankstelle sollte es dort geben, die haben wir auch gefunden, aber beim Näherkommen winkte der Tankwart schon ab: Kein Diesel auf Bora Bora, es wird gestreikt. Okay, dann eben nicht, zur Not haben wir ja einen Reservekanister. Wie man diesen 25 kg schweren Kanister allerdings auf einer schwankenden Badeplattform in Höhe des Einfüllstutzens stemmt und diesen dann noch genau trifft, bleibt allerdings ein Geheimnis. Zum Glück kamen wir nicht diese Situation.

Also weiter, wenn schon der Ort nichts bietet, dann wird sicherlich die Lagune umso schöner sein. Sechs Meilen waren es bis dahin verbunden mit einer kniffligen und spannenden Navigation in engen Fahrwassern: genau geradeaus bis zur Südtonne, direkt danach Backbord abbiegen, dann eine Kabellänge bis zur roten Fahrwassertonne und dann sofort wieder nach Steuerbord… Und das Ganze bei vielleicht noch einem halben Meter Wasser unter dem Kiel. Wie gesagt, spannend, und es hebt das Selbstwertgefühl ungemein, wenn man da heil durch ist. Als Ostfriese hat man es eben im Blut, oder? Vielleicht war ja Käpt’n Cook doch einer unserer Vorfahren?

Dann endlich kam die oft beschriebene Ostlagune, DER Ankerplatz der Weltumsegler. Nur wir sahen sie fast nicht. Hotel neben Hotel hat man in die Lagune gebaut. Sechs Hotelanlagen haben wir gezählt, jede mit etwa 100 Bungalows, die auf Pfählen in die Lagune gestellt wurden. Zwar ist keine Hütte höher als eine Palme, aber wo kann man Ankern? Zwischen zwei Hotelanlagen haben wir uns gequetscht und dass wir dort nicht willkommen waren, wurde uns deutlich gezeigt: Alle Motorboote, Aquascooter und was da sonst noch auf dem Wasser herumraste wurde offenbar angewiesen, immer haarscharf an unserem Heck vorbei zu fahren. Das gipfelte dann darin, dass eines Nachts(!) irgendein Raser so scharf an unserem Heck vorbeifuhr, dass seine Heckwelle genau in unser offenes Kojenfenster platschte und zwei Liter Salzwasser als nächtliche Erfrischung in unserer Koje platzierte. Direkt auf unsere Köpfe, Super!

Bora Bora ist also nicht wirklich der Hit für Segler. Wir haben noch andere Buchten ausprobiert, aber überall befinden sich Hotels oder man durfte dort nur liegen, wenn das ansässige Nobelrestaurant auch ausgiebig besucht wird. Und nobel heißt dort wirklich nobel, jedenfalls was die Preise anbelangt. Trotzdem ist Bora Bora schön: Das Atoll ist mit vielen kleinen Insel durchsetzt und darauf wachsen Kokospalmen in allen Stadien. Interessant, einmal zu sehen wie heruntergefallene Kokosnüsse sofort Wurzeln bilden und anfangen zu treiben wenn sie nicht rechtzeitig aufgesammelt werden. In der feuchtwarmen Luft wächst ja alles und ich glaube, man könnte einen Besenstiel in die Erde stecken und der würde auch weiterwachsen. Alles ist grün, überall wachsen Blüten in allen Farben und wenn man auf den Erkundungsfahrten den stinkigen Außenborder mal abgestellt hat, riecht man auch den Duft nach Blüten, Blättern, Salzwasser und Tropen. Und dann die Wärme. Niemals kühler als 25°C. Herrlich, bis in die Nacht hinein im Shirt im Cockpit zu sitzen, Fischern zuzuschauen und spektakuläre Sonnenuntergänge zu erleben. Und später in der Nacht dann in den Wolkenlücken das „Kreuz des Südens“ zu suchen.

Aber ewig dauert unser Urlaub ja auch nicht und so haben wir bald wieder nach Taha’a verholt. Gleich nach der Durchfahrt durch die Passage begrüßte uns eine Delfinschule, etwa zwölf junge Tiere spielten um uns herum. Und das war ein gutes Omen, denn wir fanden dort ein schönes Ankerplätzchen zwischen zwei Inseln in der Lagune: Schöner Sandgrund und viele, viele bunte Fische. Fische, die wir an allen anderen Ankerplätzen vermisst hatten. Wie im Aquarium war das, nur dass man nicht vor einer Glasscheibe steht, sondern sich mittendrin befindet.

Wir haben es dann auch gewagt, die kleinere der beiden Inseln zu betreten, obwohl ein großes „Tabu“-Schild einen darin hindern sollte und wären dort fast von Kokosnüssen erschlagen worden. Inzwischen sind wir Experten im Aufbohren und Aufsägen von Kokosnüssen, der frische Saft und das frische Fleisch sind aber auch wirkliche Köstlichkeiten. Und als wir dann Abends auch noch einige Elmsfeuer an benachbarten Schiffsmasten beobachten konnten und schließlich in einer Wolkenlücke auch noch das „Kreuz des Südens“ fanden, da wussten wir, nun sind wir angekommen in der Südsee.

14. bis 30.3.2008